Dioxinschnitzel

14. 01. 2011

Liebe Angela!

Heute war ich ma in ein Geschäft und wollte mir Eier mit Dioxin kaufen. Dat is der neueste Trend, Angela, gibtet jetts überall. Abber ich bin wohl n besonderer Pechvogel. Glaubse, Angela, die sachten, sowat hätten se nich. Na gut, sach ich, dann geben se mir Schweinefleisch mit Dioxin. Haben se auch nich, sagen se. Ja wat is jetts los? frach ich.

Wofür brauchen se dat denn, wollen die wissen. Zum Schmieren von meine Vorderachse, die quietscht immer so, sach ich. Ach so, sagen se, wir dachten schon, sie wärn son Kontrollör. Dahinten inne Tiefkühltruhe.

Ich greif also inne Tiefkühltruhe und nimm zwei Schnitzel raus. Aufe Verpackung steht nix von wegen Dioxin, nur dat Übliche, E 405, E 608, Konservierungsstoffe, Ballaststoffe, Nahrungsergänzungsmittel, Jod, Spurenelemente, Machnesium, Haltbarkeit bis 11/2030. Ich nach Hause, und Versuch macht kluch, denk ich mir, fährße zweigleisig, ein Schnitzel für die Vorderachse von mein Fahrrad, ein Schnitzel danach inne Fanne. Beides schnell aufgetaut, Vorderrad raus, Achse raus und dann mit ein Schnitzel eingerieben. Wieder eingebaut und dat Rad gedreht: Prima! sach ich nur. Technisch einwandfrei. Dann dat zweite Ding inne Fanne, so wie immer, scharf anbraten und dann auf mittlerer Flamme viertel Stunde braten lassen. Ich probier: Nix. Schmeckt wie immer.

So, Angela, jetts bis Du dran, wat habbich falsch gemacht? Wir sollen uns fortbilden bis in höchste Alter, abber wenn man kein Unterschied merkt, wat soll dann der ganze Tinnef? Doch halt, da kommt mir ein Gedanke: Vielleicht bin ich dat Dioxin schon seit viele Wochen gewöhnt, so dat mir der Geschmack ganich mehr auffällt. Wat mich nich umbringt, macht mich härter, dat is wohl die Lehre aus der Geschichte, denk ich mir.

Obwohl, ein Gutes hat die Sache ja doch gehabt: Mein Fahrrad und ich: Wir verstehn uns jetts viel besser als früher, wo wir doch dat gleiche zu uns nehmen.

Du siehs, Angela, läuft alles wie geschmiert!

Dein Volk